Die Grüne Jugend Halle (Saale) kritisiert die erschreckende Kurzsichtigkeit der Stadt bei der Personalentscheidung in städtischen Kitas. Nach Angaben der Stadtverwaltung sollen in diesem Sommer weder die elf ausgelernten Auszubildenden übernommen noch befristet beschäftigte Mitarbeitende weiterbeschäftigt werden. Diese Entscheidung steht in drastischem Kontrast zur Situation der vergangenen Jahre, in denen ein eklatanter Fachkräftemangel im Bereich der frühkindlichen Bildung beklagt wurde. Auch wenn die angespannte Haushaltslage der Stadt bekannt ist, ist diese Entscheidung fatal. Dadurch geht nicht nur wichtiges Personal verloren, sondern auch die Qualität und Verlässlichkeit in der Betreuung leiden darunter.

Es ist unverantwortlich, junge Erzieher*innen nach ihrer Ausbildung in die Arbeitslosigkeit zu schicken“, erklärt Leonie Gaube von der Grünen Jugend Halle (Saale: „Wir haben jahrelang über den Fachkräftemangel in Kitas gesprochen und junge Menschen für diesen wichtigen Beruf begeistert. Jetzt lässt die Stadt sie fallen. Das sendet ein fatales Signal an alle, die sich für eine Ausbildung im Bildungs- und Erziehungsbereich interessieren.“

Die Grüne Jugend Halle sieht aber die Hauptverantwortung bei der Landesregierung Sachsen-Anhalt. Die Stadt wird vom Land mit Aufgaben überfrachtet, ohne dass genügend Geld zur Verfügung gestellt wird. Die üble Entwicklung beim Personal in Kitas ist jetzt eine besonders sichtbare, schwerwiegende Folge. Gleichzeitig kritisiert die Grüne Jugend den aktuellen Betreuungsschlüssel in Sachsen-Anhalt, der weder den Bedürfnissen der Kinder noch den Anforderungen der pädagogischen Fachkräfte gerecht wird.

Es ist kurzsichtig, an der frühkindlichen Bildung zu sparen. Die Landesregierung muss den Kommunen dringend mehr finanzielle Mittel zur Verfügung stellen, damit gut ausgebildete Fachkräfte auch eingestellt werden können“, erklärt Tobias Brendel, Vorstandsmitglied der Grünen Jugend.

Auch wenn die Geburtenrate momentan sinkt und damit eher auf weniger Bedarf an Kitaplätzen hindeutet, steht ein gutes Betreuungsangebot für einen Standortvorteil. Die Grüne Jugend wünscht sich, dass Sachsen-Anhalt und Halle als attraktive Option für junge Familien den Zuzug steigert. Gleichzeitig ist eine gute Betreuung entscheidend für mehr soziale Gerechtigkeit. „Chancengleichheit beginnt bei der frühkindlichen Bildung in den Kitas. Hier werden die Grundlagen für den weiteren Bildungsweg gelegt. Nur mit ausreichend Erzieher*innen können unsere Kinder in ihrer individuellen Entwicklung gefördert werden. Ein guter Betreuungsschlüssel beeinflusst damit auch,welche beruflichen Möglichkeiten die jungen Hallenser*innen in Ihren weiteren Lebensjahrzehnten haben, hält Theo Just fest: „Erzieher*innen sind die ersten Bildungsexpert*innen, lange bevor Kinder auf Lehrer*innen treffen. Sie fangen damit gesellschaftliche Veränderungen direkt auf. Die Anpassung des Personalschlüssels ist eine Möglichkeit den Erzieher*innen für Ihre wertvolle aber oft auch herausfordernde Arbeit zu danken und sie nachhaltig zu entlasten.

„Die Folgekosten unzureichender Bildungsinvestitionen übersteigen die kurzfristigen Einsparungen um ein Vielfaches“, fasst Leonie Gaube zusammen.

Die Grüne Jugend Halle fordert die Stadtverwaltung auf, gemeinsam mit dem Land nach Lösungen zu suchen, um den ausgebildeten Fachkräften eine berufliche Perspektive zu bieten und die Qualität der Kinderbetreuung in Halle langfristig zu sichern.